3. Ostersonntag, 1. Mai 2022
In jenen Tagen führte man die Apostel herbei und stellte sie vor den Hohen Rat. Der Hohepriester verhörte sie und sagte: Wir haben euch streng verboten, in diesem Namen zu lehren; und siehe, ihr habt Jerusalem mit eurer Lehre erfüllt; ihr wollt das Blut dieses Menschen über uns bringen.
Petrus und die Apostel antworteten: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.
Der Gott unserer Väter hat Jesus auferweckt, den ihr ans Holz gehängt und ermordet habt.
Ihn hat Gott als Anführer und Retter an seine rechte Seite erhoben, um Israel die Umkehr und Vergebung der Sünden zu schenken. Zeugen dieser Ereignisse sind wir und der Heilige Geist, den Gott allen verliehen hat, die ihm gehorchen.
Darauf ließen sie die Apostel auspeitschen; dann verboten sie ihnen, im Namen Jesu zu predigen, und ließen sie frei.
Die Apostel aber gingen weg vom Hohen Rat und freuten sich, dass sie gewürdigt worden waren, für seinen Namen Schmach zu erleiden.
Liebe Schwestern und Brüder!
Woran erkennt man eigentlich einen guten Christen, eine gute Christin?
Wenn er/sie jeden Sonntag in die Kirche geht?
Wenn er/sie viel betet?
Wenn er/sie alle Gebote Gottes einhält?
Wenn er/sie alles glaubt, was die Kirche gelehrt hat?
Wenn er/sie der kirchlichen Autorität nicht widerspricht?
Wenn er/sie in allem gehorsam ist?
Der Hl. Paulus ist der Meinung, dass man auch der staatlichen Autorität gegenüber gehorsam sein soll, denn die stammen ja von Gott!
Gerne und oft haben die Machthaber der Welt auf Paulus hingewiesen. Da dürfen wir uns nicht wundern, dass Christen in der Geschichte dort nicht protestiert haben, wo es nötig gewesen wäre. Wieviele Christen haben sich dem Nationalsozialismus quergelegt?
Franz Jägerstätter haben Priester und Bischof einen Spinner genannt. Mutter Teresas Ansuchen, einen Orden zu gründen, wurde von Rom abgeschmettert. Aber nach ihrem Tod hat man alle, die ungehorsam waren, selig oder heilig gesprochen.
Auch in der Kirche wird bis heute Gehorsam gefordert. Eine kritiklose Unterordnung erwartet. Über die Priesterweihe der Frau darf man nicht einmal diskutieren, weil das vom Hl. Papst Johannes Paul II. besiegelt wurde.
„Man muss Gott mehr gehorchen, als den Menschen!“
Mit diesem Satz widersprechen Petrus und die Apostel der damaligen weltlichen und geistlichen Autorität. Sie übertreten ganz bewusst das Schweigegebot, das ihnen die Behörden auferlegt haben. Sie verweigern den Gehorsam, weil sie sich einer anderen Autorität verpflichtet wissen. Sie sind überzeugt, dass sie von Gott einen Auftrag haben und deshalb können sie nicht schweigen.
Und das gilt bis heute: Wenn ich eine Überzeugung habe, dann ist blinder Gehorsam keine christliche Tugend. Ich würde ja gegen mein Gewissen handeln.
Wie die Propheten des Alten Bundes verkünden auch die Apostel Gottes Wort. Und die Propheten waren keine Waserl und Ja-Sager. Sie sind das Sprachrohr Gottes. Sie verkünden Gottes Willen und nicht, was die Menschen gerade hören wollen.
Deshalb geraten sie oft mit den Mächtigen in Konflikte und müssen Gefängnis und Folter ertragen. Ohne diese Rufer Gottes hätte das Volk Israel nicht überlebt.
Und solche unbequemen Propheten brauchen wir heute mehr denn je. Nicht Duckmäusertum und Friedhofsruhe sind gefragt, sondern ein Gehorsam, der auf Gott hört. Im Wort Gehorsam steckt das Wort „hören“ — auf Gott hören.
Bei der Taufe wurden wir mit Chrisam gesalbt, zum Priester-, Hirten- und Königsamt Christi — zu Propheten, die die Zeichen der Zeit erkennen. Und wenn ich diese schon nicht erkenne, bin ich als Christ verpflichtet, meinem Gewissen zu folgen.
Ihr
Heribert Hatzl
Pfarrvikar
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