Taufe des Herren, 12. Jänner 2025
In jener Zeit war das Volk voll Erwartung und alle überlegten im Herzen, ob Johannes nicht vielleicht selbst der Christus sei. Doch Johannes gab ihnen allen zur Antwort: Ich taufe euch mit Wasser. Es kommt aber einer, der stärker ist als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Riemen der Sandalen zu lösen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. Es geschah aber, dass sich zusammen mit dem ganzen Volk auch Jesus taufen ließ. Und während er betete, öffnete sich der Himmel und der Heilige Geist kam sichtbar in Gestalt einer Taube auf ihn herab und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.
Liebe Mitchristinnen, liebe Mitchristen, liebe Gottesdienstgemeinde!
„Aus Kindern werden Leute …“ Sie alle kennen diese Redewendung. Meist sagt man es mit ein bisschen Wehmut. Viel zu schnell geht es dann Eltern und Großeltern, die das Heranwachsen der Kinder begleiten. „Eben noch ist er doch noch am Boden gekrabbelt, jetzt rennt er schon davon!“ „Eben noch so ein süßes Kind, jetzt ein rebellierender Jugendlicher!“ „Eben noch unser Bub, unser Mädel – jetzt ein Erwachsener, eine Erwachsene, die ihren eigenen Weg geht“.
Ganz änhliches kann uns durch den Kopf gehen beim heutigen Fest „Taufe Jesu“. Vor wenigen Tagen haben wir Weihnachten gefeiert, das Kind in der Krippe – heute begegnet uns Jesus im Evangelium als erwachsener Mann, der nun am Beginn seines Wirkens am Ufer des Jordans steht, um sich von Johannes taufen zu lassen. Die Weihnachtszeit findet damit ihr liturgisches Ende.
Und uns wird dabei deutlich, wie wichtig es ist, dass wir nicht einfach beim niedlichen Baby in der Krippe stehen bleiben dürfen. Denn es ist so: heute feiern wir noch einmal Weihnachten, nur völlig anders, nicht mehr mit dem Jesuskind, sondern mit dem erwachsenen Jesus!
Denn was ist bei dieser Taufe Jesu geschehen?
Er, Jesus, stellt sich in eine Reihe mit allen Menschen, die ihre Schwächen und Fehler kennen, die auch Dunkelheit und Schmerz im Leben erfahren haben. Er, Jesus, stellt sich in eine Reihe mit all den Menschen, die sich auch heute noch großen Lebensfragen stellen, die nach einem tieferen Sinn im Leben suchen. Er will nichts „Besseres“ sein, er will keine besonderen Rechte für sich in Anspruch nehmen, sondern er will mitten unter uns sein, und er will für uns da sein.
Und er wird eine neue, ganz andere Botschaft bringen als sie bisher verkündet wurde. Er wird damit die religiöse Welt seiner Zeit völlig auf den Kopf stellen: Wo die „Frommen“ seiner Zeit die Strafe Gottes für die Sünder verkündet haben, da wird Jesus den Menschen Erbarmen und Barmherzigkeit zusagen.
Wo man den Kranken und Aussätzigen eingeredet hat, ihr Leid sei jetzt die gerechte Strafe für ihre Schuld, da wird er sie liebevoll anschauen, sie heilen, sie so gesund machen und sie in seine Gemeinschaft aufnehmen.
Wo Johannes noch von der Axt gesprochen hat, die alles umhaut, was nicht gerade wächst, da wird Jesus alles tun, damit keiner verloren geht. Wie es so schön in der Lesung bei Jesaja heisst: „Das geknickte Rohr wird er nicht brechen und den glimmenden Docht nicht löschen.“
Das Fest der Taufe Jesu, das wir heute feiern, will das Weihnachtsgeheimnis noch einmal ganz deutlich machen und uns sagen: in Jesus ist Gott sichtbar in unserer Welt erschienen.
So, wie dieser Jesus, wie er handelt und spricht, so ist Gott. Ja, in Jesus, da legt Gott sozusagen vorbehaltlos seine Arme um uns Menschen, und zwar um alle Menschen – auch um uns. Er nimmt uns an, so wie wir sind – mit allen Widersprüchen und Zerbrochenheiten, mit all dem, was nicht stimmt in unserem Leben. Und er sagt auch zu uns: „Dich habe ich erwählt!“. Und: auch wenn wir keine Kinder mehr sind, wenn unsere Haare schon weniger und weiß geworden sind, auch wenn wir viele Fehler im Leben gemacht haben: „du gehörst immer noch zu mir“.
Taufe und Glaube gehören zusammen. Wir alle sind dadurch zu „Kindern Gottes“, wie es so schön heisst, geworden. Und deswegen dürfen wir Gott, wie es Jesus wollte, „Vater“ nennen, so wie wir es später dann auch gemeinsam beten werden.
Und als Getaufte haben wir den Auftrag, das zu leben, was Jesus uns gezeigt und gelehrt hat. So gut wir es eben vermögen.
In einem irischen Weihnachtslied heisst es, und das bringt dabei auch unsere weihnachtliche Hoffnung noch einmal zum Ausdruck, die wir in Zeiten wie diesen so dringend brauchen:
„Wenn das Lied der Engel wieder verstummt ist,
wenn die Sterne am Himmel verschwunden sind,
wenn die Könige und Fürsten nach Hause zurückgekehrt
und die Hirten wieder bei den Herden sind,
dann beginnt die Arbeit von Weihnachten:
die zu finden, die verloren gegangen sind,
zu heilen, deren Herz zerbrochen ist,
die Hungernden zu speisen, die Unterdrückten zu befreien,
(und) allen Völkern den Frieden zu bringen …“.
Amen.
Ihr Thomas Sobottka, Pastoralassistent
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