29. Sonntag im Jahreskreis, 16. Oktober 2022

16. Okt 2022 | Ankündigungen, GuterGedanke, Spirituelles

Mein Sohn!

Bleibe bei dem, was du gelernt und wovon du dich überzeugt hast. Du weißt, von wem du es gelernt hast; denn du kennst von Kindheit an die heiligen Schriften, die dich weise machen können zum Heil durch den Glauben an Christus Jesus.
Jede Schrift ist, als von Gott eingegeben, auch nützlich zur Belehrung, zur Widerlegung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes gerüstet ist, ausgerüstet zu jedem guten Werk.
Ich beschwöre dich bei Gott und bei Christus Jesus, dem kommenden Richter der Lebenden und der Toten, bei seinem Erscheinen und bei seinem Reich: verkünde das Wort, tritt auf, ob gelegen oder ungelegen, überführe, weise zurecht, ermahne, in aller Geduld und Belehrung!

Liebe Schwestern und Brüder!
Wer zu Hause ein Aquarium hat, weiss, dass er die Fische immer füttern muss. Das beste Futter aber nützt nichts, wenn die Fische kein frisches Wasser gekommen, Fische nehmen durch die Kiemen den Sauerstoff auf. Wenn das Wasser schmutzig ist und fast kein Sauerstoff mehr vorhanden ist, sterben die Fische.
In der Oder sind in der letzten Zeit Millionen Fische zugrunde gegangen weil sie zu wenig Sauerstoff hatten.
Als Christen können wir uns im Bild eines Aquariums wiedererkennen. Durch die Taufe sind wir gleichsam hineingetaucht in das frische Milieu von Jesus Christus. Zur Frau am Jakobsbrunnen hat Jesus gesagt: „Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wir niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt.“ Joh.4,14
Durch die Taufe, Firmung und Eucharistie haben wir Nahrung für das ewige Leben. Aber wann haben wir das Lebenswasser erneuert?
Es gibt heute so vieles, wo das Wort Gottes nicht mehr gefragt ist. Alle möglichen Weltanschauungen sind heute zum Wort Gottes Konkurrenz: New Age, asiatische Meditationspraktiken, Gurulehren usw. Bei dem riesigen Angebot wird kirchliche Verkündigung oft nicht mehr wahrgenommen. Dazu kommt, dass viele suchende und fragende Menschen auf die Fragen ihres Lebens von der Kirche keine befriedigenden Antworten bekommen. Die Kirche gibt oft Antworten auf Fragen, die die Menschen gar nicht mehr stellen.
Im Timotheus-Brief wird ein wenig Einblick gegeben in die Situation der frühen Kirche. Dieser Brief ist etwa 120 n.Chr. geschrieben worden.
Die junge Kirche war rasch gewachsen. Aber die Umgebung war ihr nicht gut gesinnt. Der Wachstumsprozess hatte zur Folge, dass sich allmählich Strukturen bildeten. Bestimmte Ämter wurden notwendig. Bischöfe, Älteste (Priester), Diakone gehörten fest zur Gemeinde.
In manchen Gemeinden machten sich Irrlehren breit. Es entstand Unruhe. Deshalb ermahnt der Schreiber des Timotheus-Briefes: „Bleibt bei dem, was du gelernt hast und wovon du überzeugt bist. Verkünde das Wort Gottes, ob man dich hören will, oder nicht. Tritt unermüdlich und geduldig auf.“
Heute leiden wir darunter, dass die Kirche viel zu sehr zu einer Institution geworden ist und zu wenig Gemeinschaft, in der sich alle Menschen wohl fühlen.
Andererseits gibt es gerade heute viele Zeichen, der ermutigen:
das Bewusstsein, die Heilige Schrift näher kennenzulernen in den Bibelrunden
neue Gemeinden wachsen
das Verlangen nach einer geschwisterlichen Kirche ist gross
viele Getaufte nehmen ihren Glauben ernst und geben Zeugnis von Jesus
Entscheidend aber ist immer, was ICH aus der Botschaft Jesu mache. Wie sehr ich selber ergriffen bin und ob ich selber Zeuge und Bote der Liebe Gottes in dieser Welt bin.

Ihr
Heribert Hatzl
Pfarrvikar

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