Dreifaltigkeitssonntag, 12. Juni 2022
Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen.
Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in der ganzen Wahrheit leiten. Denn er wird nicht aus sich selbst heraus reden, sondern er wird reden, was er hört, und euch verkünden, was kommen wird.
Er wird mich verherrlichen; denn er wird von dem, was mein ist, nehmen und es euch verkünden.
Alles, was der Vater hat, ist mein; darum habe ich gesagt: Er nimmt von dem, was mein ist, und wird es euch verkünden.
Liebe Pfarrgemeinde!
Wir feiern diesen Sonntag den Dreifaltigkeitssonntag. Aber ist es eigentlich nicht seltsam, dass es im liturgischen Kalender ein eigenes Hochfest der Dreifaltigkeit gibt?
Wir feiern doch jeden Sonntag die Dreifaltigkeit Gottes. Die Dreifaltigkeit Gottes ist das Grundgeheimnis unseres Glaubens. Wir werden getauft auf den drei-einen Gott. Wir beginnen unsere Gebete „im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“. Da muss das doch etwas besonders Wichtiges sein. Und trotzdem sagt man oft, dass man gerade das überhaupt nicht verstehen könne – ist die Dreifaltigkeit vielleicht ein unlösbares Rätsel? Sollen wir uns vielleicht sogar gar kein einheitliches Bild davon machen können. Im Alten Testament gab es ja immerhin sogar das Gebot: Du sollst dir kein Bildnis machen von Gott.
Aber es steckt einfach in uns, dass wir uns mit einem Bild vieles besser vorstellen können. Wer hat nicht schon einmal die Situation erlebt, zum Beispiel wenn es um Einrichtungsfragen in der Wohnung geht, dass das Gegenüber sagt: „Das kann ich mir nicht vorstellen.“ Das sagen wir darauf: „Warte, ich mache dir eine Skizze“.
Ja wir brauchen oft ein Bild in den Händen, dass wir etwas verstehen – etwas BEGREIFEN können.
Aber Dreifaltigkeit, Dreieinigkeit, Gott in drei Personen, wer soll das verstehen?
Wir suchen also auch für die Dreifaltigkeit – die Dreieinigkeit immer wieder danach, wie sie sich uns darstellen könnte. Erwarten sie nicht, dass sie am Ende dieser Gedankenanstöße die Glaubenswahrheit der heiligen Dreifaltigkeit vollständig erklärt haben, aber vielleicht kann ich mit folgendem Beispiel zumindest darstellen, wie drei Dinge letztlich eine Sache sein können, oder eine Sache drei Dinge in sich birgt:
Stellen sie sich vor, sie sind bei einer Wanderung in den Bergen unterwegs und da führt Sie Ihr weg an eine Quelle. Da entspring aus einer Felsspalte klares, frisches Wasser. Zwar noch ganz klein rinnt ein kleines Bächlein den Berg hinunter, aber als Anfang von etwas später ganz Großem, ist dieses Wasser unheimlich wichtig und bedeutungsvoll. Ohne ihm gäbe es später kein großes Gesamtes. Denn was passiert in weiterer Folge. Dieses Wasser – und zwar genau dieses Wasser – fließt in einen größeren Fluss – und später in ein Meer oder einen Ozean. Ist diese erst kleine Wasser jetzt weg?
Nein es ist noch immer da und zwar noch immer als genau dieses Wasser des Anfangs, als Teil von etwas Gesamten und Großen. Es ist gleichzeitig Quelle, Fluss und Ozean.
Vielleicht können wir uns ein noch besseres Bild machen mit folgendem Beispiel:
Wenn ich ein Streichholz entzünde, entsteht eine Flamme. Diese Flamme ist in der Lage eine Kerze zu entzünden. Und diese Kerze wiederum kann ein noch größeres Feuer entfachen. Das zeigt, dass die anfängliche Flamme des Streichholzes nicht weg ist, auch die Flamme der Kerze nicht und auch das große Feuer brennt nicht von sich allein. Alle drei Flammen ergeben ein gemeinsames Feuer, das gemeinsam noch viel kräftiger brennen kann.
Und noch etwas ganz Besonderes kann dieses große Feuer. Es kann wieder viele kleine Feuer entfachen und sie zum Brennen und Leuchten bringen. Diese kleinen Feuer in diesem Gesamtbild könnten wir, also jeder einzelne von uns sein. Entfacht von einem dreiteiligen, großen Feuer. Ein Feuer, das Wärme, Wohlbefinden und Licht ausstrahlt – eine Dreieinigkeit. Ein Feuer – eine Dreieinigkeit, die wir zwar nicht ergreifen können, aber in dieser Form vielleicht begreifen. Lassen wir uns anstecken von diesem Feuer. Einem Feuer – einer Dreieinigkeit aus Liebe, Vertrauen und Glaube, die uns entfacht – die in uns weiter brennt. Eine Dreieinigkeit aus Vater, Sohn und Heiligem Geist.
Amen.
Ihr Wolfgang Kanelutti
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