Pfingsten, 5. Juni 2022

5. Jun 2022 | Ankündigungen, GuterGedanke, Spirituelles

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:

Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten.
Und ich werde den Vater bitten und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll.
Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten; mein Vater wird ihn lieben und wir werden zu ihm kommen und bei ihm Wohnung nehmen.
Wer mich nicht liebt, hält meine Worte nicht. Und das Wort, das ihr hört, stammt nicht von mir, sondern vom Vater, der mich gesandt hat.

Das habe ich zu euch gesagt, während ich noch bei euch bin.
Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.

Liebe Schwestern und Brüder!

Beginnen wir heute mit einem Geburtstagslied: Zum Geburtstag viel Glück…
Wir feiern zu Pfingsten das Geburtsfest der Kirche.
Wenn wir ein Geburtstagsfest feiern, so ist das jedes Jahr anders. Weil sich die Lebensumstände und Vorlieben verändert haben, weil wir älter geworden sind.
Vielleicht haben wir ein paar graue Haare bekommen oder ein kleines Bäuchlein. Vielleicht haben wir uns weiterentwickelt durch verschiedene Einflüsse. Da waren Gespräche mit Freunden, da war der Job, der uns fordert, die Matura oder auch der Übergang zur Pension. Vielleicht haben wir Kinder bekommen, die unser Leben gänzlich durcheinander gewirbelt haben. Auch Schicksalsschläge oder Krankheit verändern unser Denken. Natürlich auch die äußeren Umstände, wie Politik, Umweltkatastrophen, Krieg und natürlich Corona.
Tatsache ist, dass wir nicht mehr die Selben sind wie im Jahr zuvor.
Zu manchen Entwicklungen wird man uns gratulieren, manche Veränderungen werden ignoriert werden und einige würden wir am liebsten selber gerne wieder vergessen. Und doch gehören alle Veränderungen zu uns und machen uns zu dem, wie wir heute sind. Stillstand wäre das Schlimmste. Mir sind Menschen immer unheimlich, die sagen: Ich habe mich gar nicht verändert. Ich möchte dann so gerne antworten: Schade!
Wenn wir heute den Geburtstag der Kirche feiern, dann sollten wir uns fragen, welche Veränderungen hat denn die Kirche durchlebt. Und wer oder was beeinflusst ihre Veränderung?
Und was hat der Heilige Geist damit zu tun?
Dieser Heilige Geist, der Lebensatem, DIE Ruach, ist der Motor der Veränderung. Der Heilige Geist ist ein Unruhestifter. Wer sich von ihm anstecken lässt, verändert sich, bricht auf, wird unruhig und will weiter. Der Heilige Geist erneuert die Schöpfung immer wieder, von innen und außen. Nichts bleibt, wie es war.
Aber wollen wir das? Erwarten wir von unserem Glauben nicht Zuversicht, Stärkung? Sitzen wir am Sonntag nicht gemütlich in unserem Gotteshaus und wünschen uns, dass wir satt, gestärkt und positiv und zufrieden wieder nach Hause gehen? Nur keine Aufruhr, bitte am Sonntag keine Unruhe! Bitte schon gar keine Veränderung!
Wo kommen wir da hin, wenn auf einmal jede und jeder an Veränderung denkt? Was soll denn bloß passieren, wenn der Heilige Geist tatsächlich zu stürmen beginnt?
Wenn wir plötzlich gepackt werden von einem starken Drang, das Wort Gottes zu verkünden. Und nicht nur das Wort zu verkünden, sondern es zu Ende sprechen. Das Wort wird erst wahr, wenn es gehört und getan wird. Was? Tun? Wir sollen tun?
Hat Jesus von uns verlangt, dass wir still und leise sein mögen? Dass wir seinen Tod betrauern und  verkünden und seine Auferstehung preisen, bis in Ewigkeit? Und das leise und unbemerkt? Nein, ich denke, er hat uns eine enorme Kraft geschenkt, ein Feuer, das uns entfachen soll, das unsere Seele zum Brennen bringt. Diese Kraft rückt uns ganz nahe zu Gott und gleichzeitig ganz nahe zu uns selbst. 
Wenn wir es zulassen! Wenn wir den Geist erbitten! Wenn wir uns vom Geist locken lassen! Wenn wir uns von Heiligen Geist treiben lassen.
Ich glaube fest daran, dass die Zeit reif ist für laute Worte. Ich flehe den Geist an, uns wieder zum Brennen zu bringen. Wir können nur gehört werden, wenn wir laut sind. Wenn wir voll Überzeugung für unseren Glauben eintreten.
Denn das Wort ist Fleisch geworden. Es ist nicht beim leisen Wort geblieben. Das Wort wurde Tat.  Und so haben wir den Auftrag, das Reich Gottes hier und jetzt an Ort und Stelle zu leben. Die Hauptsache ist das mit Haut und Haaren vollzogene JA.
Oder wie Johannes es meint: „Weil du lau bist, weder heiß noch kalt, will ich dich aus meinem Mund ausspeien.“ ( Offfb 3, 16) Sind wir die LAUEN?  Bewahren wir mit Lauheit den Untergang der Kirche, weil wir zumindest am Sonntag hier sitzen und brav unsere Kirchensteuer zahlen?
Reicht das Anzünden der Kerzen und das Singen alter unverständlicher Lieder für das Aufrechterhalten eines Lebensprinzipes, wie es Jesus vorgelebt hat? Fürchten wir uns vor Konflikten, wenn wir Kirche anders und neu denken? Ist es für uns zu anstrengend, wenn wir uns in der Kirche weiterentwickeln?  Wenn wir DIE KIRCHE weiter entwickeln? Gefährdet das unseren Glauben?
Ich möchte niemandem seinen persönlichen Glauben absprechen. Ich weiß, wir alle haben sehr unterschiedliche Glaubensbilder — und das ist gut so.
Unserer Kirche ist auch nicht mit Fanatikerinnen und Fanatikern geholfen — auch nicht mit Spinnern oder Verschwörungstheoretikern.
Aber auch nicht mit stiller Akzeptanz und demütigem Stillhalten.
Ich wünsche mir eine Kirche, die von der Kraft des Geistes durchdrungen wird, die wieder eine Dynamik entwickelt, die Menschen mitreißt.
Lassen wir es doch zu, dass die Fenster wieder geöffnet werden und dass ein neuer Wind wehen darf. Lassen wir zu, dass das Feuer Verkrustetes verbrennt und daraus Neues entstehen darf.
Erlauben wir dem Heiligen Geist neue Worte in einer neuen Sprache, die wieder verstanden wird.
Gestatten wir dem Beistand Gottes, dass er oder sie wehen darf, wo sie will und  lassen wir den Worten Leben folgen.
Erst dann lebt Jesus heute weiter! Durch dich und mich! Habt MUT!

Ihre
Irene Amann-Kanelutti

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