16. Sonntag im Jahreskreis, 21. Juli 2024

20. Jul 2024 | Ankündigungen, GuterGedanke, Spirituelles

In jener Zeit versammelten sich die Apostel, die Jesus ausgesandt hatte, wieder bei ihm und berichteten ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten.
Da sagte er zu ihnen: Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus! Denn sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen, so zahlreich waren die Leute, die kamen und gingen.
Sie fuhren also mit dem Boot in eine einsame Gegend, um allein zu sein.
Aber man sah sie abfahren und viele erfuhren davon; sie liefen zu Fuß aus allen Städten dorthin und kamen noch vor ihnen an.
Als er ausstieg, sah er die vielen Menschen und hatte Mitleid mit ihnen; denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er lehrte sie lange.

„Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind und ruht ein wenig aus!“, hat er gesagt.
Das klingt nach einer netten Einladung des Chefs nach anstrengender, getanen Arbeit. Aber ist das nicht ein bisschen wenig, nach der anspruchsvollen, anstrengenden Missionsarbeit der Jünger?

Liebe Pfarrgemeinde, liebe Mitchristinnen, liebe Mitchristen!
„Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind und ruht ein wenig aus!“ Am vergangenen Sonntag haben wir gehört, wie Jesus seine Jünger zu den Menschen geschickt hat, um ihnen das Reich Gottes, von Umkehr und Liebe zu predigen. Zu zweit, spärlich ausgestattet, nur Sandalen an den Füssen. Das klingt nach anstrengender Lauf- und viel Überzeugungsarbeit.
Und jetzt der Lohn: „Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus!“ Zu wenig?
Wenn ich mir diesen „einsamen Ort“ so vorstelle: öde, verlassen, einsame Gegend, nichts los! – dann vielleicht schon? Was soll das für ein Lohn sein?
Im griechischen Urtext steht dafür „erémos topos“, ich habe mir das erklären lassen, das bedeutet so viel wie „menschenleerer Ort“, es steckt ja auch das Wort „Eremit“ (=Einsiedler) darin. Das ist dann also zum Kontrast zu den vielen Menschen, die Jesus und die Jünger sonst umgeben haben, zu verstehen. Ja, dann ist das als erholsam durchaus vorstellbar: wenn man tage- oder gar wochenlang immer nur mit vielen Menschen zu tun hatte, dann ist eine einsame Gegend, ein einsamer Ort eine Erholung, eine Ruheoase. Es ist wie nach zu viel Lärm und Krach: dann tut Stille gut, dann ist Nichts-hören heilsam.
Und dann ist diese Einladung also doch kein schlechter Lohn, sondern ehrliche Fürsorge Jesu für seine ihm anvertrauten Menschen. Das ist sicherlich ein sehr liebevoller, seelsorgerischer Blick auf den Menschen von Jesus von Nazareth, den das Evangelium uns heute zeigt.
Nur wenn wir dann weiterlesen, wird ja nichts daraus: der als einsam geplante Ort war gleich wieder bevölkert. Die Menschen sind ihnen nämlich vorausgeeilt, weil sie ahnten, wohin Jesus und die Seinen hinwollten.
Ja, so kann es gehen!
Und so geht es auch vielen im Urlaub: da sind erholsame, ruhige Tage an irgendeinem schönen Ort geplant, aber es kommt oft ganz anders. Denn leider ist Ferien- und Freizeit heute mindestens genauso umtriebiges Geschäft, wie die Arbeits- und Dienstzeit. Geplant, terminisiert, getaktet, durchorganisiert, und dazu, wenn möglich, immer und überall erreichbar sein. Beladen mit allen Erwartungen, die sich im Alltagsstress anhäufen, entpuppt sich das dann oft als das genaue Gegenteil, von dem, was man sich erseht hat. Nämlich einfach einmal Muße und Zeit zu haben, einfach einmal nichts tun.
Jesu und seine Jünger haben ihr Ziel, den „menschenleeren Ort“ leider nicht erreicht, das Mitleid Jesu gegenüber den Vielen, die in Not waren, hat überwiegt und er hat sich um diese Menschen gekümmert. „Und er lehrte sie lange“, wie´s im Evangelium steht.
Was wir nicht erfahren ist, wie es den Jüngern gegangen ist. Waren sie enttäuscht, dass sie keine Erholungszeit am versprochenen „einsamen Ort“ bekommen hatten? Davon steht nichts da.
Ich vermute, Jesus hat es dennoch geschafft, dass sie mit ihm Zeiten erlebten, in denen sie Frieden, Ruhe und wirkliche Muße erfahren konnten. Auch wenn diese vielleicht sehr kurz waren, vielleicht nur eine Bootsfahrt, eine Überfahrt zum anderen Ufer lang.
Auch wir brauchen solche Zeiten, solche Aus-Zeiten aus dem Alltag, aber auch aus dem Freizeitstress. Solche Zeiten stellen sich nicht von selber ein, solche Zeiten muss man sich bewusst nehmen. Man muss ganz bewusst einen Entschluss in diese Richtung fassen, genau wie Jesus es im Hinblick auf seine müden Jünger getan hat: „Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind und ruht ein wenig aus!“
Und dass dies allen, die in diesen Tagen Ruhe und Erholung in den Ferien, im Urlaub suchen, gelingt und auch allen, die zu Hause bleiben, immer wieder einmal gelingt, auch nur für kurze Momente, dazu will uns dieses Evangelium ermuntern und aufrufen.
Amen.

PAss Thomas Sobottka

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