26. Sonntag im Jahreskreis, 25. September 2022
Vor der Tür des Reichen aber lag ein armer Mann namens Lázarus, dessen Leib voller Geschwüre war. Er hätte gern seinen Hunger mit dem gestillt, was vom Tisch des Reichen herunterfiel. Stattdessen kamen die Hunde und leckten an seinen Geschwüren.
Es geschah aber: Der Arme starb und wurde von den Engeln in Abrahams Schoß getragen. Auch der Reiche starb und wurde begraben. In der Unterwelt, wo er qualvolle Schmerzen litt, blickte er auf und sah von Weitem Abraham und Lázarus in seinem Schoß.
Da rief er: Vater Abraham, hab Erbarmen mit mir und schick Lázarus; er soll die Spitze seines Fingers ins Wasser tauchen und mir die Zunge kühlen, denn ich leide große Qual in diesem Feuer.
Abraham erwiderte: Mein Kind, erinnere dich daran, dass du schon zu Lebzeiten deine Wohltaten erhalten hast, Lázarus dagegen nur Schlechtes. Jetzt wird er hier getröstet, du aber leidest große Qual. Außerdem ist zwischen uns und euch ein tiefer, unüberwindlicher Abgrund, sodass niemand von hier zu euch oder von dort zu uns kommen kann, selbst wenn er wollte.
Da sagte der Reiche: Dann bitte ich dich, Vater, schick ihn in das Haus meines Vaters! Denn ich habe noch fünf Brüder. Er soll sie warnen, damit nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen.
Abraham aber sagte: Sie haben Mose und die Propheten, auf die sollen sie hören.
Er erwiderte: Nein, Vater Abraham, aber wenn einer von den Toten zu ihnen kommt, werden sie umkehren.
Darauf sagte Abraham zu ihm: Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.
Liebe Schwestern und Brüder!
Ich wohne im Marchfeld, mitten in den Feldern. Jetzt ist Zeit der Ernte. Den ganzen Tag fahren die Traktoren mit ihren riesigen Anhängern, um Mais, Erdäpfel, Zwiebel und Soja zu ernten.
Der Sommer war sehr trocken. Viel Geld musste investiert werden in Beregnungsanlagen. Egal, wann ich unterwegs war, immer sah ich die großen Beregner, die auf den Feldern aufgestellt waren. Ich kann mich nicht erinnern, dass früher Mais oder Weizen beregnet werden mussten.
Aber um eine gute Ernte einzufahren muss ein Bauer mittlerweile mehr unternehmen, als die Saat auszubringen. Er kämpft mit dem Boden, der ausgelaugt ist, er muss mit Schädlingen rechnen, die in kurzer Zeit die gesamte Zuckerrübenernte vernichten. Und die Dürre lässt den Mais vertrocknen und vielleicht zerstört der Hagel dann auch noch den Weizen.
Die Existenz wird gefährdet, die Existenz des einzelnen Bauern, aber auch die Situation eines Landes kann gefährdet sein, wenn die Ernte ausfällt.
In Österreich gibt es zum Glück keine wirklich bedrohliche Situation, aber in den Medien können wir leider immer wieder verfolgen, wie Länder nach Dürrekatastrophen oder Überflutungen ohne Ernte vor dem Hunger stehen.
Auch wenn wir keine Bauern sind, besteht unser Leben durchaus auch aus Säen und Ernten. In welche Ausbildung habt ihr euren Fleiß, Zeit und vielleicht auch Geld investiert?
Welche Saat konnten wir in unsere Kinder legen? Ist sie aufgegangen? Sind die Pflänzchen gut gediehen oder hat sich auch ein wenig Unkraut dazwischen gemischt? Möglicherweise ist die Saat auf harten Boden gefallen und die Samen konnten nicht aufgehen.
Wieviele unserer wertvollen Gedanken und Ideen konnten umgesetzt werden und wir ernten nun die Früchte?
Ist das Wort Gottes immer als Samen in unserem Herzen gelandet und die Saat ist aufgegangen? Ich kann mich bei meiner eigenen Nase packen und nachdenken, wie oft die Liebe Gottes bei mir auf trocknen Boden gefallen ist und ich mich weigerte, die Saat aufgehen zu lassen.
Wir haben hier in unseren Reihen einen besonderen „Bauern“, der all die Jahre die Saat von Gottes Liebe und Güte ausgestreut hat. Unermüdlich hat er uns Worte ins Herz gelegt, uns aufgerüttelt und versucht, aus uns fruchtbaren Boden zu machen.
Er hat wie ein Bauer Unkraut entfernt und wortwörtlich Blumen wachsen lassen. Aber auch im übertragenen Sinn: denn wir sind seine bunte Wiese geworden. Und auf dieser bunten Wiese wachsen die unterschiedlichsten Pflänzchen, große und kleine und auch jedes Beikraut ist willkommen.
Diese Ernte, die er auf seiner Wiese betrachten kann, ist seinem unermüdlichen Einsatz und seinem jahrelangen unerschütterlichen Dienst an uns, seiner Gemeinde, zu verdanken.
Manch Unwetter musste er aushalten, manche Vorgaben haben ihn schier in die Verzweiflung getrieben und es gab Momente, da hätte er am liebsten das Handtuch geworfen und seinen Acker den wilden Tieren überlassen.
Aber pflichtbewusst hat er wieder und wieder seinen Dienst versehen und den Acker bewirtschaftet.
Lieber Heribert, du bist Hausmeister und Bauer, und wir können dir für die 50 Dienstjahre nur danken. Viele von uns hast du gehegt und gepflegt, hast uns beim Wachsen zugesehen und uns Stütze gegeben, wenn wir zu fallen drohten. Manchmal hast du uns ein bisserl zurecht gestutzt, oder hast uns, wenn notwendig, mit Rat und Worten „gedüngt“, aber fast immer wuchsen wir, wie es uns und Gott gefallen hat.
Du hast Vielen von uns geholfen, so zu werden, wie Gott uns wollte.
Danke , dass du deine Arbeit als Sämann so ernst genommen hast. Ich weiß, dass du in deiner Bescheidenheit nie über DEINE Ernte reden wirst, aber schau heute mit offenen Augen auf deinen Acker und freue dich über die Ernte und nimm unser DANKE an!
DANKE FÜR 50 JAHRE DIENST AN DEINEM ACKER!
Ihre
Irene Amann-Kanelutti
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