19. Sonntag im Jahreskreis , 13. August 2023
Nachdem Jesus die Menge gespeist hatte, drängte er die Jünger, ins Boot zu steigen und an das andere Ufer vorauszufahren. Inzwischen wollte er die Leute nach Hause schicken.
Nachdem er sie weggeschickt hatte, stieg er auf einen Berg, um für sich allein zu beten. Als es Abend wurde, war er allein dort.
Das Boot aber war schon viele Stadien vom Land entfernt und wurde von den Wellen hin und her geworfen; denn sie hatten Gegenwind.
In der vierten Nachtwache kam er zu ihnen; er ging auf dem See. Als ihn die Jünger über den See kommen sahen, erschraken sie, weil sie meinten, es sei ein Gespenst, und sie schrien vor Angst.
Doch sogleich sprach Jesus zu ihnen und sagte: Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht!
Petrus erwiderte ihm und sagte: Herr, wenn du es bist, so befiehl, dass ich auf dem Wasser zu dir komme!
Jesus sagte: Komm! Da stieg Petrus aus dem Boot und kam über das Wasser zu Jesus.
Als er aber den heftigen Wind bemerkte, bekam er Angst. Und als er begann unterzugehen, schrie er: Herr, rette mich! Jesus streckte sofort die Hand aus, ergriff ihn und sagte zu ihm: Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?
Und als sie ins Boot gestiegen waren, legte sich der Wind.
Die Jünger im Boot aber fielen vor Jesus nieder und sagten: Wahrhaftig, Gottes Sohn bist du.
Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,
wir alle kennen diese Bibelstelle nur zu gut und es wurden über diese Geschichte schon viele Witze gerissen, ganz viele Karikaturen gezeichnet und in Gesellschaften werden gerne Schmähs darüber gemacht. Na logisch, dass kein Mensch über das Wasser gehen kann.
In den Bibel-Geschichten geht es um Glaubenserfahrungen und nicht um physikalische Versuche. Und so ist es auch dieses Mal.
Schauen wir mal, was vor und nach dieser Geschichte passiert:
Vor dieser Geschichte war die sagenhafte Speisung der 5.000 (also die Brotvermehrung) und nach dem heutigen Evangelium geht es um eine Heilungsgeschichte. Es geht also um die Wunder, die Jesus tätigt. All diese Geschehen, die die Jünger mit Jesus erleben sind sehr emotional intensiv, sind eine spirituelle „Hocherfahrung“. Und genau in diese Hocherfahrung hinein, setzt nun der Verfasser das heutige Evangelium. So als würde er uns wieder erden wollen, uns in den Alltag zurückbringen. Uns zeigen, dass, wenn man Ziele erreichen will, oft mit Gegenwind zu rechnen ist. Und wie können wir dem begegnen?
Nach der Speisung der 5000 ist es Jesus selbst, der die Jünger dazu drängt ans andere Ufer zu fahren. Vielleicht war das gar nicht in ihrem Interesse und sie hätten lieber den Abend gemütlich bei einem Feuer ausklingen lassen wollen, weil es doch ein ganz großartiger Tag war. Es dürfte aber ein klarer Auftrag gewesen sein, denn sie fuhren los.
In der Zwischenzeit verabschiedete Jesus die Menschen und geht auf den Berg um zu beten. Der Berg als Symbol für die besondere Nähe zu Gott. Jesus ist dann irgendwann alleine.
Während Jesus zu seinem Vater betet, geht es am See bei den Jüngern schon recht ungemütlich zu.
Der Auftrag war, ans andere Ufer zu fahren, das ist ihr Ziel. Der Gegenwind aber macht die Aufgabe dieses Ziel zu erreichen scheinbar unlösbar. Das Boot kommt nicht wirklich weiter, es wackelt hin und her. In so einer Situation muss man dann natürlich viel stärker rudern und ist damit auch schneller erschöpft. Man kann sich vorstellen, welche Gefühle da hochkommen können. Frust, Ärger, Angst, keine Lösung im Kopf, planlos wird überlegt was sie tun können. „Uns schickt er hinaus, selber ist er aber nicht da.“ Könnte vielleicht auch so ein Gedanke gewesen sein. Und in all dem Werken und planlosem Tun, volle Konzentration auf die Begebenheiten, kommt Jesus „gehend auf dem Wasser“ auf sie zu.
Wie verständlich ist es doch, dass die Jünger sich zu Tode fürchten. In so einer Situation rechnet man ja gar nicht damit. Und schon gar nicht derart.
Jesus kommt auch auf uns immer wieder auf außergewöhnliche Art und Weise zu. Wo wir erstens nicht damit rechnen und zweitens es sein kann, dass wir in dieser Begegnung so durcheinander gewirbelt werden, dass wir im tiefsten Herzen so getroffen werden, dass wir erschrecken.
Wie wunderbar ist es dann weiter beschrieben, als Jesus die ersehnten Worte an die Jünger spricht: „Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht.“
Petrus, der – warum auch immer – es so wie Jesus machen wollte, setzte eine Initiative. „Herr, wenn du es bist, so befiehl, dass ich auf dem Wasser zu dir komme“. Es wirkt so, als würde er einen besonderen Auftrag hören und bekommen wollen.
Und Jesus antwortete ganz schlicht: Komm
Jesus traut es ihm zu. Er sagt nicht, das kannst du nicht, oder das kann nur ich. Nein, er lässt es ihn selber ausprobieren und gibt auch keine Anweisungen. Am Anfang schafft Petrus es auch, aber dann, als im bewusst wird, was er da macht, hinunter blickt, war die Angst doch größer. Sehr verständlich wenn dann die Wellen höher werden.
Jesus war sofort zur Stelle und bot ihm seine helfende Hand an, die er auch gleich angenommen hat.
Wir können Vieles schaffen, auch über uns hinauswachsen. Aber alleine, ohne Rückbindung an Gott und Jesus wird es schwierig, manches unmöglich zu meistern sein.
Versuchen wir mit Gott und Jesus im Alltag Kontakt zu halten, kommunizieren wir mit ihnen. Erzählen wir ihnen wie es uns geht, sagen wir ihnen, wie wir uns gerade fühlen, ob es uns gut geht, traurig oder wütend sind, oder Angst haben. Bitten wir, dass sie uns beistehen.
Immer wieder sagt Jesus zu uns: „Komm!“ Wie ist da unsere Antwort: ein zögerliches Nein, lieber nicht, ist doch eine Schuhnummer zu groß, oder das ist mir zu anstrengend, da gibt es zu viel Gegenwind, oder sonst eine andere passende Ausrede? Oder, ja das mache ich, ganz euphorisch und es geht mir dann so wie Petrus?
Oder – durfte ich auch das ein oder andere Mal die Erfahrung des Gelingens machen? Wo ich gespürt habe, da konnte ich mich auf Jesus und auf Gott einlassen, das Ziel erreichen und die Situation meistern? Es sind dann wohl besondere Momente. Es sind Glaubenserfahrungen, die wir nicht so leicht vergessen und auf die wir zurückgreifen können. Sie können uns Mut machen für weitere Herausforderungen im Leben und im Glauben.
Ihre Alexandra Hladky
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