In jener Zeit sprach Jesus zu Nikodemus:
Niemand ist in den Himmel hinaufgestiegen außer dem, der vom Himmel herabgestiegen ist: der Menschensohn.
Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der glaubt, in ihm ewiges Leben hat.
Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.
Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.
Liebe Schwestern und Brüder im Herrn,
am Anfang dieser Wortgottesfeier habe ich bereits erzählt, dass wir die Kreuzerhöhung feiern.
Es stellt sich natürlich die Frage, was gibt es da zu feiern, was bedeutet es das Kreuz zu erhöhen. Wo doch die Kreuzigung die schrecklichste Art der Erniedrigung und Tötung eines Menschen war.
Es stellt sich auch die Frage, verehren wir Christen ein Folterinstrument in Form eines Kreuzes?
Diese Frage kann ich für mich mit einem eindeutigen Nein beantworten.
Das Kreuz bedeutet für uns, die Überwindung der Erniedrigung, den Sieg Jesu über Tod und Schande durch seine Auferweckung. Das Kreuz wurde für uns durch Jesus zum Symbol des Lebens.
Jesus hat trotz dieser Folter seine Würde bewahrt.
Er hat sein irdisches Leben am Kreuz verloren, aber das Leben bei seinem Vater gewonnen. Jesus nimmt im heutigen Evangelium Bezug auf das Buch Numeri aus dem wir vorhin hörten, dass sich das Volk Israel gegen Moses und Gott auflehnte.
Als Folge davon wurden sie von Feuerschlangen geplagt und vergiftet.
Sie baten Moses zu Gott zu beten. In Gottes Auftrag richtete Moses auf einer Stange eine Schlange aus Kupfer auf. Jeder der gebissen wurde und auf diese Kupferschlange sah wurde geheilt.
Hier steht nicht die Schlange als Heilsbringer im Vordergrund, sondern der Glaube an Gott und damit Gott selbst, der die Menschen heilt.
Also, dass sich die Israeliten Gott zugewandt hatten, das heilte sie, ihr Glaube heilte sie.
Hier haben wir auch die Parallele zum Kreuz.
Das Kreuz als solches ist nicht heilbringend, sondern Jesus, der an diesem Kreuz hing und auferweckt wurde, erhoben wurde zu Gott.
Wenn wir heute das Kreuz verehren, verehren wir die Erlösung, die Jesus durch seinen Tod und seine Auferweckung für uns erwirkt hat.
In diesem Kreuz steckt für uns die Hoffnung und Freude auf ein Weiterleben bei Gott und deshalb ist es uns auch so wichtig, dieses Symbol des Kreuzes zu verehren.
Wir machen das in vielfältiger Weise auch im Alltag, indem wir das Kreuz als Anhänger um den Hals tragen, es an der Wand in der Wohnung hängen haben. Auch hier am Kagraner Anger haben wir im Altarraum ein eigenes Kreuz aufgehängt, das unsere ganz besondere Verbundenheit mit Jesus in unserer Gemeinde ausdrückt.
Unser Kreuz wird bei jedem Gottesdienst beleuchtet. Dieses Licht, das von dem Kreuz ausgeht, drückt für mich aus, dass wir nicht im Tod bleiben werden, sondern im Licht der Auferweckung Jesu, bei Gott weiterleben werden.
Viele von uns tragen dieses Kreuz als Zeichen der Verbundenheit mit Gott und unserer Gemeinde, als Anhänger.
Das Kreuz als Symbol der Liebe, der Auferweckung und als Symbol des ewigen Lebens begleitet uns Christen und gibt uns immer wieder neue Hoffnung.
Durch den Blick auf das Kreuz sehen wir auch immer Jesus den Auferweckten, der der Retter unserer Welt ist. Amen
Ihr Diakon, Gerhard Hladky