6. Sonntag der Osterzeit
, 14. Mai 2023

14. Mai 2023 | Ankündigungen, GuterGedanke, Spirituelles

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten.
Und ich werde den Vater bitten und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt.
Ihr aber kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird. Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen, ich komme zu euch.
Nur noch kurze Zeit und die Welt sieht mich nicht mehr; ihr aber seht mich, weil ich lebe und auch ihr leben werdet.
An jenem Tag werdet ihr erkennen: Ich bin in meinem Vater, ihr seid in mir und ich bin in euch.
Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.

Liebe Mitchristinnen und Mitchristen!

Vielleicht können Sie sich noch an den heurigen Palmsonntag erinnern und dabei an die Darstellung der Passion durch unsere jungen Erwachsenen. Das allgemeine Bild jeder Szene war geprägt von einer kleinen Menge Personen, alle schlicht und eher dunkel gekleidet. Nur eine einzige Person hat sich deutlich durch ein weißes Hemd abgehoben. Diese Person hat versucht immer wieder und unermüdlich Botschaften in Form von Zetteln an die vorbeigehenden Menschen auszuteilen. Diese vorbeigehenden Menschen haben diese eine Person mit ihren Botschaften nicht nur ignoriert, sondern auch aktiv abgewehrt und diese Botschaften in Zettelform sofort weggeschmissen.
Ich weiß allerdings nicht, ob es auch allen bewusst aufgefallen ist, dass diese eine Person im weißen Hemd, die ja Jesus dargestellt hat, abwechselnd von einem Mann und von einer Frau dargestellt wurde.
Warum ich heute darauf zurück komme?
Weil in den meisten unserer Kalender steht diesen Sonntag „Muttertag“.
Und besonders durch diesen Zusammenhang mit dem Muttertag, ist mir beim ersten Durchlesen des heutigen Sonntagsevangeliums diese Besonderheit in der Darstellung der Leidensgeschichte wieder in Erinnerung gekommen. Da wurde einfach diese wichtige Rolle eines Mannes durch eine Frau ersetzt. Ja, das ist ja beinahe ungeheuerlich! Darf denn das sein?
Ja – das darf nicht nur sein, sondern es muss sogar ganz dringend sein, dass wir die Notwendigkeit erkennen, wie wichtig Frauen in unserer heutigen Gesellschaft sind. Und wie wichtig es ist, dass Frauen überall mindestens genauso gut eingesetzt werden können, wie wir es von uns Männern glauben. Es ist höchste Zeit, dass alle Menschen gleichberechtigt und gleichwertig ihren Platz in der Gesellschaft einnehmen dürfen!
Ja – und ich mache diesen Rollentausch heute wieder. Denn, wie gesagt, mit dem heutigen Evangelium geht es mir sehr ähnlich. Hier schreien doch manche Passagen – ganz besonders am heutigen Muttertag – danach das Wort „Vater“ durch das Wort „Mutter“ zu ersetzen.
Da heißt es zum Beispiel: „Ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll“ – Auch für jede Mutter trifft das doch genauso zu!
Dann lesen wir da: „Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen, sondern ich komme wieder zu euch.“ – Ja, jede Mutter würde doch alles in ihrer Macht Stehende tun, um ihre Kinder nicht allein zurückzulassen.
Und dann ist da die Rede von der Liebe am Vater und durch den Vater – da brauchen wir, denke ich, gar nicht einmal überlegen, ob das nicht mindestens genauso für jede Mutter zutrifft.
In der Heiligen Schrift ist oft von der Liebe Gottes zu uns Menschen zu lesen. Und zwar in so besonderer Weise, dass diese Liebe Gottes nur dann funktioniert, wenn wir uns – unsere Mitmenschen, unseren Nächsten — in der Gemeinschaft lieben. Wenn wir das tun, dann ist Gott in uns, denn Gott ist die Liebe. Dann leben wir in einer fantastischen Wechselwirkung zwischen Liebe geben können und Liebe empfangen.

Und da bin ich auch schon wieder bei der Familie, bei der Mutter. Die kleinste Zelle einer Gemeinschaft ist doch die Familie und da sind uns die Nächsten doch sicher Vater und Mutter.
Die Liebe, die sie uns geben, ist eine unheimliche Kraft – sie ist die Basis, dass auch wir lieben können, dass wir überhaupt fähig werden als „LIEBENSWÜRDIGE“ Menschen in einem sozialen Netzwerk – in einer Gemeinschaft und in unserer Gesellschaft zu leben.
Aber dann ist es oft genau diese Gesellschaft, in der noch immer nicht die Wichtigkeit und die Notwendigkeit der Rolle der Frauen an allen Positionen der Gesellschaft erkannt und zugestanden werden.
Und es sind gerade oft wir Männer, die meinen bestimmen zu können wann, wo und wie Frauen werken und wirken dürfen. Leider auch immer noch in unserer Amtskirche. Da wird zwar laufend darüber geklagt, dass es an allen Ecken und Enden an „Personal“ mangelt, aber trotzdem sind wir noch weit von dem Tag entfernt, an dem Frauen und alle Ehrenamtlichen die längst notwendigen Positionen in unserer Kirche beziehen dürfen. Und sollte tatsächlich einmal der Tag kommen, dann wird es vielleicht heißen:
„An jenem Tag werdet ihr erkennen: Ich bin in meiner Mutter, ihr seid in mir und ich bin in euch. Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer mich aber liebt, wird von meiner Mutter geliebt werden und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.“

Amen.

 

Ihr
Wolfgang Kanelutti

 

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Gottesdienst am 5. Fastensonntag
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