Darstellung des Herrn, Februar 2022

6. Feb 2022 | Ankündigungen, GuterGedanke, Spirituelles

Als sich für die Eltern Jesu die Tage der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung erfüllt hatten, brachten sie das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn darzustellen, wie im Gesetz des Herrn geschrieben ist: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn heilig genannt werden. Auch wollten sie ihr Opfer darbringen, wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.
Und siehe, in Jerusalem lebte ein Mann namens Símeon. Dieser Mann war gerecht und fromm und wartete auf den Trost Israels und der Heilige Geist ruhte auf ihm. Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Christus des Herrn gesehen habe.
Er wurde vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern das Kind Jesus hereinbrachten, um mit ihm zu tun, was nach dem Gesetz üblich war, nahm Símeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten: Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.
Sein Vater und seine Mutter staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden.
Und Símeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Siehe, dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele zu Fall kommen und aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird, – und deine Seele wird ein Schwert durchdringen. So sollen die Gedanken vieler Herzen offenbar werden.
Damals lebte auch Hanna, eine Prophetin, eine Tochter Pénuëls, aus dem Stamm Ascher. Sie war schon hochbetagt. Als junges Mädchen hatte sie geheiratet und sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt; nun war sie eine Witwe von vierundachtzig Jahren. Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten. Zu derselben Stunde trat sie hinzu, pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten.
Als seine Eltern alles getan hatten, was das Gesetz des Herrn vorschreibt, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück. Das Kind wuchs heran und wurde stark, erfüllt mit Weisheit, und Gottes Gnade ruhte auf ihm.

Liebe Schwestern und Brüder!
Die Älteren unter uns können sich noch an die Schauspielerin Hildegard Knef (1925-2002) erinnern. In ihrem Buch „Das Urteil“ schildert sie ihre vielen Operationen. Sie erinnert sich an ein Gespräch mit einem befreundeten Pfarrer, dem sie die Frage stellte: „Was sagst du, wenn ein Kind stirbt? Was sagst du den Eltern?“ Der Pfarrer gab ihr zur Antwort: „Ein Fünfjähriger starb vor zwei Wochen. Ich will sagen, warum ich ein Christ bin, weil die Welt unglaublich geschwätzig ist, laut und vorlaut, solange alles gut geht. Nur wenn jemand stirbt, dann wird sie verlegen, dann weiß sie nichts mehr zu sagen. Genau an dem Punkt, wo die Welt schweigt, richtet die Kirche eine Botschaft aus. Ich liebe diese Kirche um dieser Botschaft willen. Weil sie im Gelächter einer arroganten Welt sagt, dass der Mensch ein Ziel hat, weil sie dort den Mund aufmacht, wo andere nur die Achsel zucken!“
Símeon und Hanna: an der Schwelle des Todes. Beide stehen am Ende ihres Lebens. Der alte Mann hält das neugeborene Kind in seinen Armen — „Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden.“
Die alte Frau Hanna hat ein schweres, einsames Leben hinter sich. Sieben Jahre hat sie mit ihrem Mann gelebt. Was mag sich hinter diesen nüchternen Angaben verbergen — Enttäuschung, Einsamkeit, Bitterkeit? Von ihr heißt es: „sie pries Gott!“
Welch bewegende Bilder! Das neugeborene Kind, 40 Tage alt, der Alte Mann an der Schwelle des Todes und die alte Frau, beladen mit der Last eines schweren Lebens — und am Ende dennoch Dankbarkeit, Heil und Erlösung.

Mit jedem Kind beginnt ein neues Leben. Es geht um das Gelingen des Lebens, es geht um den Sinn der menschlichen Geschichte.
Der Evangelist Lukas hat hier schon das Ganze des Lebens Jesu im Blick. Was er über Jesus schreibt, trifft die Menschen ins Herz — Jesu heilende Kraft, seine Zuwendung zu den Kranken und Belasteten.
Lukas schildert aber auch, dass Jesus schon am Anfang seines Wirkens auf Widerstand stößt, wie wir das an den letzten zwei Sonntagen gehört haben. Das Kreuz wirft seinen Schatten voraus. Aber Lukas ist überzeugt, am Ende des Lebens Jesu steht Ostern. Die Verheißung Gottes für alle Menschen ist Hoffnung, Leben, Erfüllung und über alles Scheitern, selbst über den Tod hinaus, Licht.
Zu Lichtmess (seit 1969 wieder ein Herrnfest) — Darstellung des Herrn werden die Kerzen gesegnet, die beim Gottesdienst brennen. Die Kerze ist ein Symbol für unser Leben. Wenn sie entzündet wird, gibt sie Licht, aber sie verzehrt sich.
Wir denken auch an unsere Lieben, die uns schon vorausgegangen sind. Von ihnen ist soviel Licht, Freude und Schönes ausgegangen. Dafür sind wir dankbar, bis unser eigenes Lebenslicht erloschen ist.

Ihr
Heribert Hatzl
Pfarrvikar

Hochzeit zu Kana
Erzdiözese Wien/ Stephan Schönlaub
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