Allerheiligen, 1. November 2022

1. Nov 2022 | Ankündigungen, GuterGedanke, Spirituelles

In jener Zeit, als Jesus die vielen Menschen sah, die ihm folgten, stieg er auf den Berg. Er setzte sich und seine Jünger traten zu ihm. Und er öffnete seinen Mund, er lehrte sie und sprach:

Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.

Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden.

Selig die Sanftmütigen; denn sie werden das Land erben.

Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden gesättigt werden.

Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden.

Selig, die rein sind im Herzen; denn sie werden Gott schauen.

Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Kinder Gottes genannt werden.

Selig, die verfolgt werden um der Gerechtigkeit willen; denn ihnen gehört das Himmelreich.

Selig seid ihr, wenn man euch schmäht und verfolgt und alles Böse über euch redet um meinetwillen.

Freut euch und jubelt: Denn euer Lohn wird groß sein im Himmel.

Liebe Schwestern und Brüder!

Wurde euch als Kind auch gesagt, dass man sich nicht selber loben soll? Dass das unverschämt und ungehörig sei?
Und denkt ihr deshalb heute manchmal noch, dass ihr nicht gut genug seid? Darf ich denn von mir behaupten, ich sei brilliant, großartig, talentiert und sagenhaft? Darf ich denn der Meinung sein, dass ich perfekt bin? Wie klingt das?
Aber ist es nicht genau so? Ich bin ein Kind Gottes, bin von Gott so gewollt. Wenn ich so bin, wie Gott mich gewollt hat, dann sind wir geboren, um die Herrlichkeit Gottes zu offenbaren. Denn sie liegt in uns, nicht nur in einigen von uns, sondern in allen!
Ich muss mich daher nicht kleiner machen, damit ist niemandem gedient. Ich bin wie ich bin, daher darfst DU sein, wie du bist. Wir sind alle geheiligt, und das schon seit unserer Taufe. „Heilig sein“ bedeutet  HEIL sein, ganz sein, komplett, gesund, vollkommen in Ordnung.
Nun, das sind Worte, die wir kennen, Wir sind Heilige. Wir predigen davon, dass vor Gott alle Menschen gleich sind, unabhängig von Status, Hautfarbe und Religion oder sexueller Orientierung. Sehr schöne Worte!
Aber leben wir sie auch? Wie gehen wir mit Anderen um? Wie begegnen wir den Fremden wirklich? Wie fühlt es sich an, wenn sich in deinem direkten Umfeld jemand als homosexuell outet? Jaja, wir sind tolerant, das darf alles sein, aber bitte nicht genau hier!
Hat die Kirche nicht auch einen politischen Auftrag? Ist denn Wegschauen ein Auftrag? Wenn wir davon reden, dass wir alle geheiligt sind, dass wir alle gut sind, so wie Gott uns wollte, sollten wir nicht aufstehen und ganz klar Stellung beziehen?
Stellung beziehen, dass immer noch Ungerechtigkeit besteht? Dass Frauen immer noch von Ämtern ausgeschlossen werden? Dass homosexuelle Menschen immer noch beschimpft und ausgegrenzt werden, als hätten sie eine Krankheit? Sollten wir die Dinge nicht endlich beim Namen nennen? Die Kirche ist meisterhaft darin, sich hinter wohlwollenden Floskeln zu verstecken, aber keine Handlung zu setzen.
Wussten Sie, dass es im Kirchenrecht NICHT um das Recht des einzelnen Menschen geht, sondern immer um das Recht der Institution der Kirche? Dh. es gibt kein RECHT, auf das sich Betroffene oder Ausgestoßene berufen können. Sie sind alle auf unseren „Goodwill“ angewiesen. Und so hat das aktuelle Kirchenvolksbegehren eine Verfassung ins Leben gerufen, die das Recht des einzelnen Menschen IN DER KIRCHE ernst nimmt. Diese Verfassung wurde bereits an das römische Synodenbüro weitergeleitet. Wir werden diesen Weg weiter verfolgen.
Aber wie denken oder fühlen wir hier? Wir, die wir lebendige Kirche sind?
Gleichgeschlechtliche Paare? Naja, davon hat man gehört, aber wir brauchens nicht.  Gleichgeschlechtliche Hochzeiten?  Na geh, das ist aber nix normales. Ich habe vor Jahren die Ehre gehabt, eine gleichgeschlechtliche Trauung im Rahmen eines Wortgottesdienstes zu leiten. Diese Feier war von tiefer und ehrlicher Liebe geprägt. Hier waren zwei Menschen, die beschlossen hatten, ihre Liebe vor allen zu zeigen und sich den ewigen Bund zu spenden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Gott das verärgert hat. Hätte Gott diesen Bund nicht gewollt, hätte er eine andere Lösung gefunden. Aber das ist mein persönlicher Glaube!
Oder denken wir an Behinderte im Rampenlicht oder gar in führenden Positionen? Weit davon entfernt.
Frauen in gehobenen Positionen, ja schon, aber könnens des überhaupt?
Arbeitslose Sandler, arm, wirklich arm, ich spende was an die Caritas! Mit ihm reden, ihm Zeit schenken? Das ist mir unangenehm. Was soll ich mit dem reden? Ich gehe lieber schnell weiter.
Sind sie denn nicht alle Kinder Gottes? Ich wünsche mir, dass wir wirklich eine offene Kirche werden. Ich wünsche mir, dass wirklich jede und jeder sein, darf, wie er oder sie ist. Niemand soll sich verstecken wegen der Angst, nicht angenommen zu werden. Niemand soll eine Rolle spielen müssen, um in unserer Gemeinschaft Anerkennung zu bekommen.
Aber wir sind ALLE heil, geheiligt. Ich sehe in allen Menschen das Leuchten Gottes.  Das Leben selbst wird heilig, wenn wir den Mut haben, so zu sein, wie Gott uns wollte. Und wenn ich dafür einstehen darf. Denn das ist die einzige Möglichkeit zu zeigen, dass wir Gott vertrauen.
Glauben heißt, die Freude genießen, die Gott an uns hat.
Du bist perfekt und heilig, und du und du und ich.

Ihre
Irene Amann-Kanelutti

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