Gründonnerstag, 6. April 2023

6. Apr 2023 | Ankündigungen, Fastenzeit, GuterGedanke, Spirituelles

Schwestern und Brüder!

Ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch dann überliefert habe: Jesus, der Herr, nahm in der Nacht, in der er ausgeliefert wurde, Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und sagte: Das ist mein Leib für euch. Tut dies zu meinem Gedächtnis!

Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sagte: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut. Tut dies, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis!
Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.

Es war vor dem Paschafest Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war, um aus dieser Welt zum Vater hinüberzugehen. Da er die Seinen liebte, die in der Welt waren, liebte er sie bis zur Vollendung.
Es fand ein Mahl statt und der Teufel hatte Judas, dem Sohn des Simon Iskariot, schon ins Herz gegeben, ihn auszuliefern.

Jesus, der wusste, dass ihm der Vater alles in die Hand gegeben hatte und dass er von Gott gekommen war und zu Gott zurückkehrte, stand vom Mahl auf, legte sein Gewand ab und umgürtete sich mit einem Leinentuch. Dann goss er Wasser in eine Schüssel und begann, den Jüngern die Füße zu waschen und mit dem Leinentuch abzutrocknen, mit dem er umgürtet war.

Als er zu Simon Petrus kam, sagte dieser zu ihm: Du, Herr, willst mir die Füße waschen?
Jesus sagte zu ihm: Was ich tue, verstehst du jetzt noch nicht; doch später wirst du es begreifen.
Petrus entgegnete ihm: Niemals sollst du mir die Füße waschen! Jesus erwiderte ihm: Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir.
Da sagte Simon Petrus zu ihm: Herr, dann nicht nur meine Füße, sondern auch die Hände und das Haupt.
Jesus sagte zu ihm: Wer vom Bad kommt, ist ganz rein und braucht sich nur noch die Füße zu waschen. Auch ihr seid rein, aber nicht alle.

Er wusste nämlich, wer ihn ausliefern würde; darum sagte er: Ihr seid nicht alle rein.
Als er ihnen die Füße gewaschen, sein Gewand wieder angelegt und Platz genommen hatte, sagte er zu ihnen: Begreift ihr, was ich an euch getan habe?

Ihr sagt zu mir Meister und Herr und ihr nennt mich mit Recht so; denn ich bin es. Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen.
Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.

Liebe Gottesdienstgemeinde,
liebe Mitchristinnen, liebe Mitchristen!

Heute am Gründonnerstag hören und erleben wir das, was Jesus uns hinterlassen hat, sein Vermächtnis, sein Erbe, wenn wir so wollen.

Zum einen das, was wir gerade eben im Evangelium gehört haben. Erinnern wir uns kurz: Jesus ist mit seinen Freunden am Vorabend des jüdischen Passafestes zusammen, es wird sein letzter Abend in dieser so vertrauten Runde sein. Während des Essens – sie liegen zu Tisch, wie es damals üblicher Brauch war, steht er plötzlich auf. Alle fragen sich: was hat er vor? Er legt sein Obergewand ab. Für Männer damals ein Zeichen der Würde, man wird es ihm später bei der Kreuzigung wieder herunterreißen, die römischen Henker und Folterknechte werden es als ihren Lohn unter sich aufteilen. Dann bindet sich Jesus eine Schürze um. Wie ein Diener. Er nimmt eine Schüssel mit Wasser und fängt an, seinen Freunden die Füsse zu waschen. Alle sind entsetzt. Was macht Jesus da nur!

Was passiert hier? Damals lagen, wie schon gesagt, die Menschen zu Tisch. Damit waren die Füße quasi auf der Höhe des Essens und draußen gingen die Menschen entweder barfuß oder in offenen Sandalen. Klar, dass der Dreck, Staub und Schweiß der Straße nichts neben dem Essen zu suchen hat. Vor jedem Essen wurden also selbstverständlich die Füße gewaschen.

In einfachen Häusern taten das die Menschen selbst, bei den Reichen und Vornehmen mussten diese unangenehme, diese erniedrigende Arbeit die Diener und Sklaven übernehmen. Wenn ein Lehrer, ein Rabbi Schüler hatte, haben die ihrem Meister die Füße gewaschen. Die Rollen waren also glasklar verteilt.

Und deshalb ist das, was Jesus in unserem Evangelium macht, etwas außerordentlich Besonderes, nicht nur Überraschendes. Es ist aber mehr noch: etwas in der damaligen Gesellschaft ganz und gar unpassendes, ja sogar anstössiges. Jesus stellt damit alles auf den Kopf. Er, der Lehrer und Meister, entwürdigt sich zum Diener! Das ist seine grenzenlose Hingabe!Und warum hat er das gemacht?

Das verraten uns die letzten Zeilen unseres Evangeliums: „Begreift ihr“, sagt Jesus da, „was ich euch getan habe? Ihr sagt zu mir Meister und Herr; denn ich bin es. Wenn ich euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen. Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.“

So verstehe ich die Fußwaschung Jesu als einmaliges Zeichen der Liebe Gottes. Jesus gibt uns damit ein Beispiel, wie Liebe gelebt werden kann, wie sie Gesten und Zeichen finden kann und dabei alle Grenzen überschreitet.

Jesus wollte, mit allem was er sagte und tat, vor allem nämlich eins: uns eine Menschlichkeit vorleben, die keine Grenzen kennt und keine Grenzen zulässt. Das ist sein Vermächtnis!

Das ist dann das, was wir — erinnern wir uns an die Lesung aus dem Korintherbrief — am Sonntag, jeden Sonntag (!), feiern, nach dem Vorbild des letzten Abendmahles.

Die Fußwaschung will uns also mit Jesu Beispiel aufzeigen, wie wir Christen im Alltag handeln sollen: großherzig, barmherzig, hilfsbereit, dienend, wertschätzend; kurz gesagt: die Liebe lebend!

In der Eucharistie am Sonntag feiern wir dann das, was wir im Alltag leben, als dankbare Erinnerung an das Leben, Sterben und an die Auferstehung, das Immer-bei-uns-sein von Jesus. Nehmen wir also das Erbe, das Testament Jesu, sein Vermächtnis immer wieder aufs Neue an!
Amen.

Ihr Thomas Sobottka
Pastoralassistent

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