2. Fastensonntag, 13. März 2022

13. Mrz 2022 | GuterGedanke, Spirituelles

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Philipper
Phil 3, 17 – 4, 1

Ahmt auch ihr mich nach, Brüder und Schwestern, und achtet auf jene, die nach dem Vorbild leben, das ihr an uns habt! Denn viele – von denen ich oft zu euch gesprochen habe, doch jetzt unter Tränen spreche – leben als Feinde des Kreuzes Christi. Ihr Ende ist Verderben, ihr Gott der Bauch und ihre Ehre besteht in ihrer Schande; Irdisches haben sie im Sinn.
Denn unsere Heimat ist im Himmel. Von dorther erwarten wir auch Jesus Christus, den Herrn, als Retter, der unseren armseligen Leib verwandeln wird in die Gestalt seines verherrlichten Leibes, in der Kraft, mit der er sich auch alles unterwerfen kann. Darum, meine geliebten Brüder und Schwestern, nach denen ich mich sehne, meine Freude und mein Ehrenkranz, steht fest im Herrn, Geliebte!

Das Evangelium Lukas 9, 28b–36

In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Johannes und Jakobus mit sich und stieg auf einen Berg, um zu beten. Und während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Gesichtes und sein Gewand wurde leuchtend weiß.
Und siehe, es redeten zwei Männer mit ihm. Es waren Mose und Elíja; sie erschienen in Herrlichkeit und sprachen von seinem Ende, das er in Jerusalem erfüllen sollte.
Petrus und seine Begleiter aber waren eingeschlafen, wurden jedoch wach und sahen Jesus in strahlendem Licht und die zwei Männer, die bei ihm standen.
Und es geschah: Als diese sich von ihm trennen wollten, sagte Petrus zu Jesus: Meister, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elíja. Er wusste aber nicht, was er sagte.
Während er noch redete, kam eine Wolke und überschattete sie. Sie aber fürchteten sich, als sie in die Wolke hineingerieten. Da erscholl eine Stimme aus der Wolke: Dieser ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören.
Während die Stimme erscholl, fanden sie Jesus allein. Und sie schwiegen und erzählten in jenen Tagen niemandem von dem, was sie gesehen hatten.

Im Schweigen, im Verinnerlichen, wird das Klopfen gehört, die Stimme vernommen.

Das erweckende Wort kommt zu denen, die selber nicht mehr das Wort haben.

Liebe Schwestern und Brüder!
Ab heute werde ich bei meinen Gottesdiensten wieder die Albe tragen. Aber keine Ausgeborgte, das ist meine Eigene. Mit UNSEREM Kreuz, als Zeichen der Zugehörigkeit zu meiner, zu unserer Pfarrgemeinde. Denn, wenn auch die Amtskirche mit mir als predigender Frau nicht ganz einverstanden ist, so weiß ich doch um die Geborgenheit hier am Anger.
Daher ist die Albe für mich keine reine Machtdemonstration, sondern mein Zeichen meiner Berufung. Die Albe ist für mich äußeres Zeichen einer inneren Haltung als Frau in dieser Kirche. Ich bin nicht mehr nur Mutter, Frau, Schwester, sondern Frau, die am Altar von der Frohen Botschaft Jesus erzählt.
Die Albe wurde zwar von der röm.kath. Kirche als Zeichen der Macht, der männlichen Macht, eingesetzt. Denn nur ein Mann darf das Opfer bringen. Männer als Zeichen der Staatsreligion. Opferkult, weg vom gemeinsamen Dankes-Mahl am gemeinsamen Tisch. Die ursprüngliche Botschaft des Christentums wird auf diese Weise bis zur Unkenntlichkeit mit pompösen Riten und Besitztümern überlagert. Riten, die heute nur mehr schwer zu verstehen sind und längst angepasst werden müssen. Und wenn wir uns schon schwer mit diesen alten Ritualen tun, wie sollen wir junge Menschen erreichen?
Jesus wollte die Gemeinschaft der Menschen, für ihn gab es weder die Unterscheidung in Männer und Frauen, Herren und Sklaven, Macht und Ohnmacht, oben und unten, Gewinner und Verlierer. Für ihn gab es nie irgendwelche Machtdemonstrationen oder Insignien seiner Vorherrschaft. Jesus hat dies immer abgelehnt. Für ihn zählten nur Glaube und Liebe.
Als der römische Kaiser Theodosius I im Jahr 380 nach Chr. entschied, das Christentum als Staatsreligion zu etablieren, formte sich die damals bestehende Männermacht neu und legt für die junge Kirche Strukturen und Hierarchien fest. Frauen fanden darin keine Bedeutung. Sie wurden von allen Leitungsämtern ausgeschlossen. So wurde mit einem Schlag die Hälfte ihrer Mitglieder aufgrund des Geschlechtes von allen wichtigen Ämtern und Entscheidungen ausgeschlossen.
Gehen wir aber noch weiter zurück.Welche Rolle hatten Frauen in der Urkirche? Paulus schreibt im Brief an die Galater: „Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht männlich und weiblich; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus ( Gl 3, 28).“ Schon in diesem Brief wird ersichtlich, dass Männer und Frauen gleichberechtigt waren.
Paulus wohnte, wenn er in Phillippi war, bei einer Frau, Lydia, der Purpurhändlerin, die offensichtlich mit ihrem Geld die Gemeinde aufrecht erhielt und ihr Haus zur Verfügung stellte. Von Chloe erfuhr Paulus über die Zustände in Phillippi. Phoebe von Kenchräa, einem Ort nahe Korinth, wurde sogar als „Vorsteherin und Diakonos“ bezeichnet. Sie galt als Weggefährtin von Paulus. Er nennt sie Schwester, ein Zeichen besonderer Wertschätzung.
Zu nennen wäre noch Priska, die gemeinsam mit Aquila eine Gemeinde leitete. Auch Junia wird als angesehene Apostolin genannt. Johannes Chrysostomos schreibt über sie: „Ein Apostel zu sein, ist etwas Großes. Aber berühmt unter den Aposteln, bedenke, welch großes Lob das ist. „Wie groß muss die Weisheit dieser Frau gewesen sein, dass sie für den Titel Apostel würdig gefunden wurde.“
Frauen und Männer begegneten sich auf Augenhöhe, wie nie zuvor.
Und natürlich vergessen wir nicht auf die Frauen zu Jesu Zeit, die sich in unmittelbarer Nähe zu ihm befanden. Ihm die Füße wuschen, ihm das Haupt salbten und ihn umsorgten. Und denen er nach seinem Tod als Erster erschien.
Unsere Kirche kämpft mit vielen Problemen. Mit Machtmissbrauch, mit Skandalen, mit überzogenen Ausgaben zur Befriedigung persönlicher Bedürfnisse, mit sexuellem Missbrauch — und natürlich mit Priestermangel. Welch eine Lebendigkeit entstünde in den Gemeinden, wenn Frauen in den Kirchen mehr präsent wären, wenn sie Leitungsfunktion hätten. Und wenn sie Gottesdienste leiten könnten in der gesamten Fülle, ohne Abhängigkeit von einem Priester.
Meine Albe sehe ich als Zeichen, dass es Zeit wird, dass wir Frauen die jesuanische Botschaft in aller Fülle leben wollen. Mit Jesus ist eine neue Zeit angebrochen. Eine Zeit voll Liebe und Gerechtigkeit. Er machte die Liebe Gottes sichtbar. Wir alle sind Gottes geliebte Kinder. Und in der Taufe werden wir alle geheiligt. Wir alle sollen unsere Talente nicht unter den Scheffel stellen, denn wir haben sie von Gott geschenkt bekommen. Wir wollen sie nützen, um die Welt für alle Menschen ein wenig besser zu machen. Gottes Reich soll heute sichtbar werden. Und ich fürchte mich nicht vor Tod und Teufel, wenn ich den Kirchenoberen ihre Macht abspreche und wenn ich der Hierarchie nicht mehr glaube, nur sie hätte die sakramentale Macht, deren Höhepunkt die Eucharistie ist. Wenn ich den Kirchenoberen nicht mehr glaube, nur sie hätten geweihte Hände.
Und darum möchte ich als Frau immer wieder aufstehen und darauf hinweisen, dass wir Frauen nicht mehr ausgeschlossen werden können. Wir wollen den uns zustehenden Platz in unserer geliebten Kirche. Meine Albe ist daher kein Machtanspruch, sondern eine Zeichen meiner Berufung, die ich in mir spüre und die nicht mehr unterdrückt werden soll. Ich horche und gehorche, Ihm meinem Herrn und Gott und meinem Gewissen. Gott hat bei mir angeklopft, ich habe das Klopfen vernommen und meine Türe geöffnet. Ich bin bereit für Seinen Auftrag! Ich danke Gott dafür, dass er mir den Mut gab, meinem Gewissen zu folgen und dass er mir eine Stimme gab, diese Berufung zum Ausdruck zu bringen, um Männern und Frauen Mut zu machen, sich zu ihrer Bestimmung zu bekennen und ihrer Berufung zu folgen.
Nützen wir den Verstand, dieses wunderbare Gottesgeschenk, auch in Glaubensfragen und finden wir Wege, der liebenden Botschaft Jesus mehr zu folgen als den Männern in Rom, die bestimmen, was Kirche ist und was wir zu glauben haben und wer sich ihrer würdig erweist.
Ich glaube an einen menschenfreundlichen Gott, dessen Bild ich bin und der mir seine unendliche Liebe schenkt.

Ihre
Irene Amann-Kanelutti

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