Gründonnerstag, 14. April 2022

15. Apr 2022 | Ankündigungen, GuterGedanke, Spirituelles

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Korinther 1 Kor 11, 23–26

Schwestern und Brüder!
Ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch dann überliefert habe: Jesus, der Herr, nahm in der Nacht, in der er ausgeliefert wurde, Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und sagte: Das ist mein Leib für euch. Tut dies zu meinem Gedächtnis!
Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sagte: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut. Tut dies, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis!
Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.

Das Evangelium Johannes Joh 13, 1–15

Es war vor dem Paschafest Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war, um aus dieser Welt zum Vater hinüberzugehen. Da er die Seinen liebte, die in der Welt waren, liebte er sie bis zur Vollendung.
Es fand ein Mahl statt und der Teufel hatte Judas, dem Sohn des Simon Iskáriot, schon ins Herz gegeben, ihn auszuliefern.
Jesus, der wusste, dass ihm der Vater alles in die Hand gegeben hatte und dass er von Gott gekommen war und zu Gott zurückkehrte,
stand vom Mahl auf, legte sein Gewand ab und umgürtete sich mit einem Leinentuch.
Dann goss er Wasser in eine Schüssel und begann, den Jüngern die Füße zu waschen und mit dem Leinentuch abzutrocknen, mit dem er umgürtet war.
Als er zu Simon Petrus kam, sagte dieser zu ihm: Du, Herr, willst mir die Füße waschen?
Jesus sagte zu ihm: Was ich tue, verstehst du jetzt noch nicht; doch später wirst du es begreifen.
Petrus entgegnete ihm: Niemals sollst du mir die Füße waschen! Jesus erwiderte ihm: Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir.
Da sagte Simon Petrus zu ihm: Herr, dann nicht nur meine Füße, sondern auch die Hände und das Haupt.
Jesus sagte zu ihm: Wer vom Bad kommt, ist ganz rein und braucht sich nur noch die Füße zu waschen. Auch ihr seid rein, aber nicht alle.
Er wusste nämlich, wer ihn ausliefern würde; darum sagte er: Ihr seid nicht alle rein.
Als er ihnen die Füße gewaschen, sein Gewand wieder angelegt und Platz genommen hatte, sagte er zu ihnen: Begreift ihr, was ich an euch getan habe?
Ihr sagt zu mir Meister und Herr und ihr nennt mich mit Recht so; denn ich bin es.
Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen.
Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.

Liebe Schwestern und Brüder!
Wenn ich Gäste habe, freue ich mich schon den ganzen Tag darauf. Ich achte darauf, dass meine Wohnung besonders sauber ist, dass frische Gästehandtücher und frische Seife bereit liegen. Die Garderobe wird frei gemacht, damit alle ihre Mäntel und Jacken aufhängen können.
Und dann koche ich für meine Gäste ein wohlüberlegtes Menü. Alle Zutaten habe ich am Tag vorher genau überprüft und das Fehlende eingekauft. Ich gebe mir große Mühe und schmecke alles gut ab. Ich überlege, ob jemand in der Gruppe vielleicht etwas nicht verträgt oder gar eine Allergie hat. Meine Gäste sollen sich wohl fühlen und den Abend genießen.
Gemeinsam setzen wir uns dann an den schön gedeckten Tisch und genießen einen vergnügten Abend. Ich sorge mich um meine Gäste und achte darauf, dass alles zu ihrer Zufriedenheit vorhanden ist.
Meine Freunde sind mir an diesem Abend das Wichtigste. Sie sollen sich wohl fühlen
Wenn das Mahl beendet ist und alle wieder zu Hause sind, ist das aber nicht das Ende. Es bleibt die Verbundenheit, dieses innige Gefühl des Miteinanders. Das Vertrauen, dass da Menschen sind, die sich gut sind, die füreinander da sind. Und das nicht nur bei einem gemütlichen Abendessen, sondern auch in schwierigen Zeiten.
Das Miteinander -Mahl -Halten ist das ewige Zeichen der Verbundenheit. Und dieses gemeinsame am Tisch sitzen und Freud und Leid teilen hat auch einen befreienden Aspekt. Es befreit von der Angst, alleine zu sein, Krisen nicht zu schaffen, keine Hilfe in Notsituationen zu bekommen.
Miteinander am Tisch sitzen und das Brot teilen ist für uns alle ein verständliches Zeichen der Liebe. Natürlich ist es fein, wenn wir ein mehrgängiges Menü serviert bekommen. Aber die ursprünglichste Form ist das Brechen des Brotes.
Ich denke, dass Jesus beim Abendmahl, das ja ein Pessach Mahl war, das Zeichen des Brotes eingesetzt hat, weil Brot ein Überlebensmittel ist. Der Mensch könnte tatsächlich von Brot und Wasser leben. Im Brot ist alles enthalten, was der menschliche Körper als Grundnahrungsmittel benötigt.
Menschen, die am Tisch miteinander sitzen und das Brot brechen können keine Faust machen. Menschen, die am Tisch miteinander sitzen und das Brot brechen, können keine Waffe führen.
Menschen, die am Tisch miteinander sitzen und das Brot brechen, können in diesem Moment keinen Krieg führen.
Menschen, die gemeinsam am Tisch sitzen und das Brot teilen, sind sich nahe und vertraut. Sie geben Hoffnung und Liebe statt Angst und Aggression zu verbreiten. Es täte den Herren, die so gerne Krieg führen gut, sich wieder mal gemeinsam an den Tisch zu setzen und Mahl zu halten. Ihre Gedanken würden in eine ganz andere Richtung gehen.
In vielen Kulturen ist es eine Grundhaltung, Reisende und Pilger, also Fremde, am Tisch willkommen zu heißen und mit ihnen das Brot zu teilen. So wird dem Fremden das Unbekannte genommen und er wird für eine Weile zum Gast. Und einem Gast tut man nichts Böses mehr an. Man stärkt ihn und heißt ihn willkommen.

Der Esstisch wird zum Symbol für das Gemeinsame, das Verbindende. Er ist das lebendige Bild für das, was Jesus wollte: Nimm den Nächsten an wie er ist, heiße ihn willkommen und teile mit ihm das Brot. So wie wir auch im Vater Unser beten: Unser tägliches Brot gib uns heute. Da ist nicht nur das Stückchen Brot gemeint, die eine Scheibe, sondern das ; was unser Leben stärkt. Unser tägliches Brot ist das, was wir zum Leben brauchen. Unser tägliches Brot ist die Gemeinschaft mit den Menschen, mit denen wir das Brot teilen. Unser tägliches Brot ist die tiefe Sehnsucht des Menschen nach Gemeinschaft und Frieden.
In der Eucharistie feiern wir das große Fest der Befreiung und der Treue Gottes. Denn im gemeinsamen Mahl am Tisch des Herrn wendet sich Gott uns ganz zu. Der Empfang des Heiligen Brotes ist ein inniges Zeichen dieser Befreiungsbotschaft. Gott liebt uns mit all unseren Fehlern und Schwächen. Im Brot ist er uns ganz nahe. Und das immer und immer wieder.
Und wenn wir gemeinsam Eucharistie feiern, geht es nicht nur um den Moment des Brotes, sondern wir kommen hier als Kirche, als kirchliche Gemeinschaft zusammen. Wir alle sind uns in diesem Moment nahe….gemeinsam am Tisch, gemeinsam das Brot teilen.
Und DAS ist für mich lebendige Kirche, das ist für mich Ursprung und Sinn des Sonntags. Miteinander am Tisch das Brot teilen. Wissend, dass ich in dieser Gemeinschaft aufgehoben bin. Dass hier die Menschen sind, mit denen ich meinen Glauben teilen kann.
Denn wo zwei oder drei……Ja, dann ist Jesus mitten unter uns. Nicht im Gold der Kathedralen, nicht in den Prunkgewändern der Bischöfe und Kardinäle und auch nicht in den Chorälen und Rosenkränzen. Das ursprüngliche Abendmahl war weit weg von jedem Opferdienst. Erst im Laufe der Jahrhunderte wurde daraus das, was wir heute als Mahlfeier verstehen. Mit Worten und Ritualen, die meilenweit entfernt sind von der Einfachheit, mit der Jesus Mahl gehalten hat. Wo ist der Ursprung? Was ist geblieben von einer einfachen Brotfeier? Ich weiß, dass die Hostie eine hygienische, lange haltbare Variante des Brotes darstellt. Aber haben wir wirklich den Gedanken des gemeinsamen Brotbrechens, des Teilens verinnerlicht, wenn wir brav angestellt mit demutsvoller Handhaltung das Heiligste empfangen, das wir kennen? Das lebendige Brot, das Christus ist?
Jesus ist mitten unter uns, wenn wir ganz simpel und mit offenem Herzen das Brot teilen. Dann teilen wir das Leben, Dann sind wir mit Jesus und miteinander verbunden.

Und so gehen wir gemeinsam auf Ostern zu, auf die Auferstehung. Auf das große Hoffnungsfest, das wir im Glauben gemeinsam als Gemeinschaft erleben dürfen.

Das Brot gibt uns Kraft
Wir geben uns Kraft
Jesus gibt uns im Brot Kraft.

Ihre
Irene Amann-Kanelutti

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