27. Sonntag im Jahreskreis, 8. Oktober 2023

7. Okt 2023 | Ankündigungen, GuterGedanke, Spirituelles

In jener Zeit sprach Jesus zu den Hohepriestern und den Ältesten des Volkes:
Hört noch ein anderes Gleichnis:
Es war ein Gutsbesitzer, der legte einen Weinberg an, zog ringsherum einen Zaun, hob eine Kelter aus und baute einen Turm. Dann verpachtete er den Weinberg an Winzer und reiste in ein anderes Land.
Als nun die Erntezeit kam, schickte er seine Knechte zu den Winzern, um seine Früchte holen zu lassen.
Die Winzer aber packten seine Knechte; den einen prügelten sie, den andern brachten sie um, wieder einen anderen steinigten sie.
Darauf schickte er andere Knechte, mehr als das erste Mal; mit ihnen machten sie es genauso.
Zuletzt sandte er seinen Sohn zu ihnen; denn er dachte: Vor meinem Sohn werden sie Achtung haben.
Als die Winzer den Sohn sahen, sagten sie zueinander: Das ist der Erbe. Auf, wir wollen ihn umbringen, damit wir sein Erbe in Besitz nehmen. Und sie packten ihn, warfen ihn aus dem Weinberg hinaus und brachten ihn um.
Wenn nun der Herr des Weinbergs kommt: Was wird er mit jenen Winzern tun?
Sie sagten zu ihm: Er wird diese bösen Menschen vernichten und den Weinberg an andere Winzer verpachten, die ihm die Früchte abliefern, wenn es Zeit dafür ist.
Und Jesus sagte zu ihnen: Habt ihr nie in der Schrift gelesen: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, er ist zum Eckstein geworden; vom Herrn ist das geschehen und es ist wunderbar in unseren Augen?
Und wer auf diesen Stein fällt, wird zerschellen; auf wen der Stein aber fällt, den wird er zermalmen.
Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird euch weggenommen und einem Volk gegeben werden, das die Früchte des Reiches Gottes bringt.

Liebe Schwestern und Brüder!

Trinkt ihr auch manchmal ein gutes Glas Wein? Jetzt ist ja die Zeit der Lese und jeder Weinbauer hofft auf eine gute Ernte. Die kommt nicht von ungefähr, die Wahl des Bodens ist wichtig, die Wahl der richtigen Rebsorte, der Boden muss vorbereitet und von Steinen befreit werden. Und ist der Weinstock erst mal gesetzt, kommt es auf das Wetter an. Sonne, etwas Regen, nicht zuviel davon und bitte auf keinen Fall mehr Frost, wenn die Reben schon blühen.
Natürlich will jeder Winzer die guten Früchte seiner Arbeit ernten. Und sie nicht irgendwelchen Dieben überlassen, die heimlich anrücken und die ganze Arbeit und Kraft und Zeit des Winzers zunichte machen.
„Unrecht´ Gut gedeiht nicht gut.“
So etwa könnte man das heutige Evangelium auf den Punkt bringen. Die Winzer eignen sich unrechtmäßig den Weinberg an. Sie weigern sich anzuerkennen, dass nicht sie die Besitzer sind. Ihnen es egal, wie viel Sorgfalt der Besitzer investiert hat, um diesen Weinberg anzulegen und wie viel Vertrauen er in sie setzte, als er ihnen diesen Weinberg verpachtete.
Jetzt möchten sie selbst den Weinberg besitzen. Dazu misshandeln und verjagen sie die Knechte des Herrn, und schließlich ermorden sie sogar seinen Sohn. Aber „unrecht´ Gut gedeiht nicht gut“. Das Ganze wird böse ausgehen. Was Jesus mit diesem Gleichnis meint, deutet er am Schluss an: „Das Reich Gottes wird euch weggenommen und einem Volk gegeben werden, das die erwarteten Früchte bringt.“
In einer etwas kurzsichtigen Deutung hat man früher das Gleichnis so verstanden, dass das Reich Gottes den Juden insgesamt weggenommen und dem neuen Volk der Kirche gegeben wird. Damit hat man einem unseligen Antijudaismus Vorschub geleistet und konnte behaupten, die Juden seien ein von Gott verworfenes Volk. Diese Deutung ist schlichtweg falsch.
Jesus wendet sich hier nicht an das jüdische Volk insgesamt – er war außerdem ja selber Jude, genau so wie seine Jünger und die meisten der ersten Christen – sondern er wendet sich an die Hohenpriester und die Ältesten. Sie haben sich gewissermaßen an die Stelle Gottes gesetzt, das Reich Gottes als ihren Besitz beansprucht und vergessen, dass auch sie Rechenschaft schuldig sind. „Unrecht´ Gut gedeiht nicht gut.“
Muss man das aber nicht auch im Blick auf vieles sagen, was in unserer Zeit geschieht? Denken wir einmal an die Verteilung der Gehälter in unserem Land. Wo Spitzensportler und TopManager das dreihundertfache eines Arbeiters verdienen, kann man da noch von einem gerechten Einkommen sprechen? Ähnliches müsste man sagen, wenn man ein europäisches Durchschnittseinkommen mit einem Durchschnittseinkommen in Indien oder Afrika vergleicht. Die Folgen? Wo die Schere zwischen arm und reich immer größer wird, da entsteht Neid und Kriminalität. Die Armen werden immer unzufriedener, die Reichen müssen immer mehr Angst um ihren Reichtum haben. „Unrecht´ Gut gedeiht nicht gut.“
Denken wir einmal an die Debatte um den Lebensschutz: Embryonenforschung, Abtreibung, aktive Sterbehilfe. Ist das menschliche Leben denn unser Eigentum, über das wir nach Belieben verfügen dürfen? Haben wir das Recht zu bestimmen, welcher Mensch leben darf und welcher nicht? Wir nehmen uns das einfach heraus und spielen uns zu Besitzern des Weinbergs auf „Unrecht´ Gut gedeiht nicht gut.“
Oder denken wir kurz auch an den Weinberg „Kirche“.  Wieviel Unrecht geschieht gerade da? Wieviele Herren in glänzenden Roben maßen sich an, über das Volk der Christen und Christinnen zu entscheiden und ihre Macht auszuüben. Sie treiben immer mehr Menschen aus dem Weinberg, wie die Zahl der Kirchenaustritte deutlich macht.
Nicht nur wir Menschen haben unsere Rechte, auch Gott hat seine Rechte. Aber jetzt sind wir da, um Gott etwas von dem zu bringen, was ihm gehört: die Frucht unserer Lippen, wie man das Gebet nennen kann. Die Frucht unseres Herzens und die Frucht unserer Taten, zu denen er uns stärkt. Möge ER die Synode stärken, sodass sie Frucht bringt und den Weinberg Kirche fruchtbar macht

Ihre Irene Amann-Kanelutti

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